Immer wieder taucht im Netz die eine Frage auf: Welche Nähmaschine soll ich mir nur kaufen?
Ich sage dann gern: Das musst Du für Dich selber rausfinden! Erstmal ist das natürlich keine wirklich befriedigende Antwort, aber welche Maschine wirklich die richtige für Dich ist, hängt nun mal von vielen persönlichen Faktoren und ganz am Ende auch von Deinem Bauchgefühl ab.
Bist Du ein absoluter Anfänger, der erst einmal in das Nähen schnuppern möchte?
Dann solltest Du einfach im Bekanntenkreis fragen, ob irgendwo eine ungenutzte Nähmaschine herumsteht. Dabei ist es egal, ob es ein altes mechanisches Schätzchen ist oder eine etwas modernere Variante. Wichtig nur: Sie sollte möglichst makelfrei laufen und es sollte eine Bedienungsanleitung vorhanden sein.
Die Maschine sollte Gradstich und Zickzack nähen können.
Mehr ist erst mal gar nicht nötig.
Lies zunächst gründlich die Anleitung, damit Du die Maschine auch richtig einfädelst.
Mit einer frischen Nähmaschinennadel bestückt kannst Du dann auf der Leihmaschine deine ersten kleinen Probenähte starten. Näh dich erstmal an einfachen Baumwollstoffresten ein und suche Dir dann ein simples Nähprojekt wie ein Kissen oder einen Einkaufsbeutel.
Sehr sinnvoll finde ich, einen Nähkurs für Anfänger zu besuchen- denn auch wenn YouTube und Co wirklich großartige Tutorials bieten- es ist als Anfänger einfach Gold wert, wenn man zwischendurch eine helfende Hand zur Seite hat. Außerdem ist der Austausch mit Gleichgesinnten in einer kleinen Nähgruppe inspirierend und man lernt immer ein wenig „bei den anderen mit“.
Mit jedem Projekt, das Du nun nähst, lernst Du „Deine“ Maschine kennen. Du solltest probieren und nähen, was das Zeug hält. Dabei kannst Du gleichzeitig herausfinden, ob Nähen wirklich etwas ist, in das Du auch längerfristig Zeit und Geld investieren möchtest.
Die alte Nähmaschine meiner Mama- damit habe ich mich vor vielen Jahren mit dem Nähvirus infiziert. Mechanisch, solide, robust und nur mit den wichtigsten Funktionen ausgestattet.
Nähvirus
Hat Dich der Nähvirus so richtig gepackt, dann machst Du Dir am besten mal eine kleine Liste - einmal mit den Dingen, die Du an der (Leih)Maschine magst und dann notierst Du noch die Dinge, die dich nerven oder Dir gefühlt fehlen. Ich schreibe hier extra „gefühlt“, denn manchmal ist es so, dass man denkt: Das brauche ich unbedingt. Und wenn man dann endlich die 1000 Zierstiche hat, nutzt man sie gar nicht.
Auch vom Gedanken, dass man mit einer neuen „tolleren“ Maschine gleich viel tollere Sachen näht, sollte man sich an dieser Stelle einfach verabschieden. Denn wenn die Maschine ein gutes Nahtbild hat, der Transport und die Durchstichskraft solide sind, aber das Nähen trotzdem nicht gut von der Hand geht, dann ist es meist fehlende Übung oder auch falsche Handhabung. Gern sitzt der Fehler nämlich VOR der Maschine. Das ist bei der Nähmaschine nicht so viel anders, als beim Computer.
Vielleicht kommst Du nach der Zeit mit der Leihmaschine zu dem Schluss, dass sie genau das richtige für dich ist. Super! Vielleicht kannst Du sie ja dauerhaft adoptieren. Wenn das nicht möglich ist, schau einfach mal im Kleinanzeigenmarkt nach einem ähnlichen Modell.
Ansonsten rate ich jetzt zu einem Besuch in einem Nähmaschinenladen. Ich weiß, das ist in Zeiten von Onlineshops leicht gesagt- aber nichts ersetzt das direkte Probieren und vergleichen. Ideal sind natürlich Läden, die nicht nur eine Marke Maschinen anbieten oder der Besuch einer Messe, auf der diverse Hersteller präsentiert werden.
Vorbereitet und mit viel Zeit
Ein wichtiger Tipp: Nie unvorbereitet Maschinen gucken gehen. Schon im Vorfeld sollte die Liste mit den Wünschen noch mal durchgegangen werden und man sollte sich auch Gedanken über das vorhandene Budget machen. Außerdem sollte man sich mit ein paar Stoffstücken wappnen. Natürlich gibt es auch Probestückchen Stoff im Laden für die Vorführung und zum Testen, aber das sind meist unproblematische Baumwollwebwaren. Wenn Du später diverse Materialien nähen möchtest, dann solltest Du auch testen, wie sich diese unter der Wunschmaschine verhalten.
Und probiere unbedingt selber aus. Die Anwendung sieht von geübten Fingern der Verkäufer(in) immer toll aus- aber Du musst ja mit der Maschine klar kommen. Lasse Dir Zeit und lasse Dich nicht von Funktionen verführen, die nicht wirklich Mehrwert bringen und nur unnötig Dein Budget strapazieren.
Behalte im Hinterkopf, dass eine gute Nähmaschine nicht viel Schnickschnack braucht.
Wer sich eine solide Nähmaschine mit den wichtigsten Basisfunktionen kauft, kann seinen Maschinenfuhrpark zeitnah vielleicht mit einer Overlock ergänzen.
Thema Overlock
Weil im Netz gerne mal suggeriert wird, die Overlock sei der heilige Gral der Nähglückseligkeit, möchte ich an dieser Stelle gern noch anmerken: Eine Overlock ist immer nur eine Ergänzung zu einer normalen Nähmaschine. Wer ernsthaft und gut nähen möchte, braucht auf jeden Fall eine normale Nähmaschine - die Overlockmaschine ist eine schöne Ergänzung um Maschenware leichter zu verarbeiten und um Nahtzugaben bei Webware im Profilook zu versäubern.
Mein Tipp für Nähanfänger
Starte mit einer soliden einfachen Nähmaschine - ruhig geliehen oder gebraucht günstig gekauft. Ältere Maschinen sind meist zuverlässiger als Klappermodelle vom Discounter. Frag im Freundeskreis nach- ganz viele haben noch die Maschine von Oma herumstehen und freuen sich, wenn die noch mal zu Ehren kommt. Und dann nimm Dir Zeit - denn Nähen ist nicht „schnellschnell“. Nähen ist Übungssache. Mache Dir immer bewusst, dass meist nicht die Maschine schuld ist, wenn etwas nicht klappt. Hole Dir Hilfe (Nähkurs, Nähfreundin) wenn etwas nicht richtig rund läuft. Mit jeder neuen Naht, wirst Du sicherer und Du wirst mit der Zeit herausfinden, ob Du fürs nächste Nählevel wirklich eine andere Maschine brauchst. Und wenn Du Dich fragst, ob eine bestimmte Komfortfunktionen in Zukunft das Näherlebnis versüßen sollen: Wenn es das Budget zulässt, nur zu! Aber Fakt ist:
Eine Maschine ist am Ende nur so gut, wie der, der davor sitzt.
Die Maschine meiner ersten Nähtaten. Viel verbautes Metall und solide Mechanik. Die Plastikteile leider fies vergilbt- aber mit dem Retroköfferchen ja fast schon wieder Trend. Übrigens- die Anleitung von damals finde ich einfach toll. Klar, deutlich und wirklich hilfreich.
In diesem Sinne: Fröhliches Nähen!
Jedem Näheinsteiger möchte ich übrigens noch ein Buch ans Herz legen. Darin nimmt Selmin von "Tweed & Greet" dich an die Hand und hilft Dir Schritt für Schritt, Deine Maschine kennenzulernen. Sie erklärt Grundlagen und hilft, erste schöne Projekte zu nähen:
Hello, Nähmaschine – Wertvolle Basics und erste Projekte nähen*
von Selmin Ermis-Krohs
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Edition Michael Fischer / EMF Verlag; Auflage: 1. (13. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3863558391
Die mit *
gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über
einen solchen Link ein Einkauf zustande, werde ich mit einer Provision
beteiligt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie
Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich Dir überlassen.