Hier mal ein Bild, um das Problem zu verdeutlichen:
Ihr könnt sehen, dass jeder Beutel einzeln angenäht wird und dann schräg nach vorne zeigen würde- leider schlägt aber dann in der fertigen Jacke die Schwerkraft zu. Der Taschenbeutel würde nach unten ziehen und komisch fallen. Das sieht bei einer ungefütterten Jacke nicht schön aus. Genau wie die Ansatznähte, die sich so nicht einfach und ordentlich versäubern lassen.
Doch mit ein paar leichten Änderungen am Schnitt umgeht man diese Probleme.
Der Beutel wird direkt an das obere und untere Vorderteil "angeschnitten". Der Beutel hängt später gerade herunter- trotz der schrägen Eingriffslinie.
Am oberen Vorderteil ist die Schnittanpassung ganz einfach- beim unteren Teil muss man ein wenig nachdenken. Der Beutel zeigt ja bei Zuschnitt zunächst nach oben. Keine Sorge bezüglich des Fadenlaufes- der stimmt an der Stelle nicht mehr mit dem ursprünglichen Beutel überein- aber das hat später keine Auswirkung.
Um das Versäubern des Taschenbeutels zu erleichtern, habe ich die Übergänge gerundet. So kommt man nach dem Nähen des Taschenbeutels ganz einfach mit der Overlock herum. Oder man fasst die Kanten mit einem Schrägband ein- das ist gerade bei einer ungefütterten Jacke noch ein besonders schöner Blickfang.
Noch ein paar Tipps zum Nähen
Die angeschnittenen Nahttaschen nähe ich immer mit der normalen Nähmaschine. Mit der Overlock wird dann nur versäubert. Ich zeichne mir die Eingriffslinie inkl. Endpunkten vor. Dann stecke ich diese Naht und nähe sie mit normalem Stich bis zum ersten Endpunkt und mache einen Riegel. Dann stelle ich die Maschine auf die größtmögliche Stichlänge und nähe so bis zum zweiten Endpunkt. Dann Maschine wieder auf die normale Stichlänge, Riegel machen und die Naht zu Ende nähen.
Anschließend bügle ich die Naht inkl. angeschnittenen Beuteln nach unten.
Danach stecke und nähe ich den Taschenbeutel, dabei nähe ich ein kleines Stückchen in der 1. Naht und dann ums Eck. Das sorgt später für eine leichte Verstärkung an den Enden der Tascheneingriffe.
Nun können die Nahtzugaben in einem Rutsch versäubert werden.
Bevor ich den Heftstich am Tascheneingriff auftrenne, bügle ich noch einen Streifen aufbügelbares Nahtband* neben die Nahtlinie – und zwar auf die spätere Eingriffskante am unteren Vorderteil.
Das sorgt dafür, dass die Kante schön ihre Form behält, nicht ausdehnt und der Eingriff in der Jacke klar definiert bleibt.
Fertig ist die angeschnittene Nahttasche.
Beim Tragen der Jacke bleibt der Beutel schön unauffällig und auch die Versäuberung ist dezent und ordentlich. So mag ich das :)
Auf diese Art und Weise kann man übrigens alle Arten von Nahttaschen direkt anschneiden und sich die leidigen Ansatznähte sparen. Einziger Wermutstropfen: Bei dieser Ausführung steigt der Stoffverbrauch, denn die Schnittteile lassen sich durch die "Anhängsel" meist nicht so platzsparend auf dem Stoff verteilen. Das sollte man bedenken und zum Stoffkauf möglichst die geänderten Schnitteile mitnehmen.
Schnittteile und ihre Aufbewahrung
Ich verwende für meine Schnittmuster übrigens schon sehr lange und immer noch begeistert diese Sichttaschen*. Ich mag das stabile Material – super zum Abheften , aber auch praktisch, wenn man einen Schnitt z.B. zum Stoffkauf mitnehmen möchte. Es passt gut was rein und die Klappe mit Klettpunkt sorgt dafür, dass auch keine Schnittteile nicht verloren gehen.
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* Nahtband, aufbügelbar, 1cm breit für die Stabilisierung des Tascheneingriffes
* Praktische Sichttaschen mit Abheftrand für Schnittmuster
Und, wie nähst Du Deine Nahttaschen? Bastelst Du auch am Schnitt oder hast Du Dich einfach über solche Ansatznähte geärgert oder hast Dich gewundert, warum der gerade Beutel an der schrägen Naht so doof in der Jacke baumelt?
Ich hoffe, meine Tipps sind hilfreich und erleichtern Dir bei denem nächsten Projekt ein wenig das Nähen.
Herzlich
Verlinkt bei "Du für Dich am Donnerstag"
Oh vielen Dank für das Tutorial, hab schon überlegt wie ich das hinbekomme, wenn ich das Tablet beim Zuschneiden daneben lege könnte es klappen. Am Wochenende hab ich vielleicht Zeit :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße Christine
Ich bin ja eher die Zeitschriftennäherin und daher kenne ich nur so angeschnittene Taschenbeutel wie Du ihn Dir basteln musstest. Ich habe mich bei Indie-Schnitten schon oft über Verarbeitungs"techniken" und fehlerhafte Schnittteile und Anleitungen gewundert, dass ich die eigentlich kaum noch verwende. Eigentlich nur noch für Kindersachen - da hält sich das Drucken-Aussschneiden-Kleben in Grenzen.
AntwortenLöschenLG
Martina
Vielen Dank für die Anleitung! Das Schnittmuster steht schon lange auf meiner Liste und der Stoff liegt seit einem Jahr bereit. Auf jeden Fall werde ich dein Tutorial nutzen und freue mich sehr darüber. Vielen Dank!
AntwortenLöschenIch war entsetzt, als ich das Schnittmuster gekauft habe, die Original Taschen gehen gar nicht!
AntwortenLöschenIch habe es mir noch einfacher gemacht und die Taschen von der Carina (Pattydoo) abkopiert ;)
Ja- die originalen gehen echt gar nicht... Supi, dass Du eine noch bequemere Lösung für schöne Taschen gefunden hast :)
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