Mittwoch, 19. Juni 2019

Die richtige Nähmaschine für Anfänger

Immer wieder taucht im Netz die eine Frage auf: Welche Nähmaschine soll ich mir nur kaufen?
Ich sage dann gern: Das musst Du für Dich selber rausfinden! Erstmal ist das natürlich keine wirklich befriedigende Antwort, aber welche Maschine wirklich die richtige für Dich ist, hängt nun mal von vielen persönlichen Faktoren und ganz am Ende auch von Deinem Bauchgefühl ab.

Bist Du ein absoluter Anfänger, der erst einmal in das Nähen schnuppern möchte?
Dann solltest Du einfach im Bekanntenkreis fragen, ob irgendwo eine ungenutzte Nähmaschine herumsteht. Dabei ist es egal, ob es ein altes mechanisches Schätzchen ist oder eine etwas modernere Variante. Wichtig nur: Sie sollte möglichst makelfrei laufen und es sollte eine Bedienungsanleitung vorhanden sein.

Die Maschine sollte Gradstich und Zickzack nähen können.


Mehr ist erst mal gar nicht nötig.
Lies zunächst gründlich die Anleitung, damit Du die Maschine auch richtig einfädelst.
Mit einer frischen Nähmaschinennadel bestückt kannst Du dann auf der Leihmaschine deine ersten kleinen Probenähte starten. Näh dich erstmal an einfachen Baumwollstoffresten ein und suche Dir dann ein simples Nähprojekt wie ein Kissen oder einen Einkaufsbeutel.
Sehr sinnvoll finde ich, einen Nähkurs für Anfänger zu besuchen- denn auch wenn YouTube und Co wirklich großartige Tutorials bieten- es ist als Anfänger einfach Gold wert, wenn man zwischendurch eine helfende Hand zur Seite hat. Außerdem ist der Austausch mit Gleichgesinnten in einer kleinen Nähgruppe inspirierend und man lernt immer ein wenig „bei den anderen mit“.
Mit jedem Projekt, das Du nun nähst, lernst Du „Deine“ Maschine kennen. Du solltest probieren und nähen, was das Zeug hält. Dabei kannst Du gleichzeitig herausfinden, ob Nähen wirklich etwas ist, in das Du auch längerfristig Zeit und Geld investieren möchtest.

Anfängernähmaschine- ein altes mechanische Modell
Die alte Nähmaschine meiner Mama- damit habe ich mich vor vielen Jahren mit dem Nähvirus infiziert. Mechanisch, solide, robust und nur mit den wichtigsten Funktionen ausgestattet.

Nähvirus


Hat Dich der Nähvirus so richtig gepackt, dann machst Du Dir am besten mal eine kleine Liste - einmal mit den Dingen, die Du an der (Leih)Maschine magst und dann notierst Du noch die Dinge, die dich nerven oder Dir gefühlt fehlen. Ich schreibe hier extra „gefühlt“, denn manchmal ist es so, dass man denkt: Das brauche ich unbedingt. Und wenn man dann endlich die 1000 Zierstiche hat, nutzt man sie gar nicht.
Auch vom Gedanken, dass man mit einer neuen „tolleren“ Maschine gleich viel tollere Sachen näht, sollte man sich an dieser Stelle einfach verabschieden. Denn wenn die Maschine ein gutes Nahtbild hat, der Transport und die Durchstichskraft solide sind, aber das Nähen trotzdem nicht gut von der Hand geht, dann ist es meist fehlende Übung oder auch falsche Handhabung. Gern sitzt der Fehler nämlich VOR der Maschine. Das ist bei der Nähmaschine nicht so viel anders, als beim Computer.

Vielleicht kommst Du nach der Zeit mit der Leihmaschine zu dem Schluss, dass sie genau das richtige für dich ist. Super! Vielleicht kannst Du sie ja dauerhaft adoptieren. Wenn das nicht möglich ist, schau einfach mal im Kleinanzeigenmarkt nach einem ähnlichen Modell.
Ansonsten rate ich jetzt zu einem Besuch in einem Nähmaschinenladen. Ich weiß, das ist in Zeiten von Onlineshops leicht gesagt- aber nichts ersetzt das direkte Probieren und vergleichen. Ideal sind natürlich Läden, die nicht nur eine Marke Maschinen anbieten oder der Besuch einer Messe, auf der diverse Hersteller präsentiert werden.

Vorbereitet und mit viel Zeit


Ein wichtiger Tipp: Nie unvorbereitet Maschinen gucken gehen. Schon im Vorfeld sollte die Liste mit den Wünschen noch mal durchgegangen werden und man sollte sich auch Gedanken über das vorhandene Budget machen. Außerdem sollte man sich mit ein paar Stoffstücken wappnen. Natürlich gibt es auch Probestückchen Stoff im Laden für die Vorführung und zum Testen, aber das sind meist unproblematische Baumwollwebwaren. Wenn Du später diverse Materialien nähen möchtest, dann solltest Du auch testen, wie sich diese unter der Wunschmaschine verhalten.
Und probiere unbedingt selber aus. Die Anwendung sieht von geübten Fingern der Verkäufer(in) immer toll aus- aber Du musst ja mit der Maschine klar kommen. Lasse Dir Zeit und lasse Dich nicht von Funktionen verführen, die nicht wirklich Mehrwert bringen und nur unnötig Dein Budget strapazieren.
Behalte im Hinterkopf, dass eine gute Nähmaschine nicht viel Schnickschnack braucht.
Wer sich eine solide Nähmaschine mit den wichtigsten Basisfunktionen kauft, kann seinen Maschinenfuhrpark zeitnah vielleicht mit einer Overlock ergänzen.

Thema Overlock


Weil im Netz gerne mal suggeriert wird, die Overlock sei der heilige Gral der Nähglückseligkeit, möchte ich an dieser Stelle gern noch anmerken: Eine Overlock ist immer nur eine Ergänzung zu einer normalen Nähmaschine. Wer ernsthaft und gut nähen möchte, braucht auf jeden Fall eine normale Nähmaschine - die Overlockmaschine ist eine schöne Ergänzung um Maschenware leichter zu verarbeiten und um Nahtzugaben bei Webware im Profilook zu versäubern.
 

Mein Tipp für Nähanfänger


Starte mit einer soliden einfachen Nähmaschine - ruhig geliehen oder gebraucht günstig gekauft. Ältere Maschinen sind meist zuverlässiger als Klappermodelle vom Discounter. Frag im Freundeskreis nach- ganz viele haben noch die Maschine von Oma herumstehen und freuen sich, wenn die noch mal zu Ehren kommt. Und dann nimm Dir Zeit - denn Nähen ist nicht „schnellschnell“. Nähen ist Übungssache. Mache Dir immer bewusst, dass meist nicht die Maschine schuld ist, wenn etwas nicht klappt. Hole Dir Hilfe (Nähkurs, Nähfreundin) wenn etwas nicht richtig rund läuft. Mit jeder neuen Naht, wirst Du sicherer und Du wirst mit der Zeit herausfinden, ob Du fürs nächste Nählevel wirklich eine andere Maschine brauchst. Und wenn Du Dich fragst, ob eine bestimmte Komfortfunktionen in Zukunft das Näherlebnis versüßen sollen: Wenn es das Budget zulässt, nur zu! Aber Fakt ist:

Eine Maschine ist am Ende nur so gut, wie der, der davor sitzt.

 

Solide Nähmaschine für Anfänger. Alt aber gut.
Die Maschine meiner ersten Nähtaten. Viel verbautes Metall und solide Mechanik. Die Plastikteile leider fies vergilbt- aber mit dem Retroköfferchen ja fast schon wieder Trend. Übrigens- die Anleitung von damals finde ich einfach toll. Klar, deutlich und wirklich hilfreich.


In diesem Sinne: Fröhliches Nähen! 





Jedem Näheinsteiger möchte ich übrigens noch ein Buch ans Herz legen. Darin nimmt Selmin von "Tweed & Greet" dich an die Hand und hilft Dir Schritt für Schritt, Deine Maschine kennenzulernen. Sie erklärt Grundlagen und hilft, erste schöne Projekte zu nähen:
 
Hello, Nähmaschine – Wertvolle Basics und erste Projekte nähen*
von Selmin Ermis-Krohs
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Edition Michael Fischer / EMF Verlag; Auflage: 1. (13. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3863558391

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich Dir überlassen.


Donnerstag, 13. Juni 2019

Buchtipp "Oberteile nähen" von The Couture

Der EMF Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar des Buches zur Verfügung gestellt.

Schon länger liegt hier ein Buch auf meinem Bücherstapel und es wird Zeit, dass ich es Euch vorstelle. Zu meiner großen Freude ist es nämlich ein Nähbuch, in dem es NICHT ausschließlich um Jersey geht. Im Buch "Oberteile nähen" von Kira Denecke alias "The Couture" wird zum großen Teil Webware verarbeitet und damit spricht es all diejenigen an, die mal Abwechslung bei der Materialwahl haben wollen.

Buchtitel Oberteile nähen

Oberteile nähen – Tops, Shirts, Blusen und Co*
von The Couture - Kira Denecke
Verlag: Edition Michael Fischer / EMF Verlag; Auflage: 1 (5. März 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3960932588

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Es ist ein Baukastenbuch- mit dem sich aus vier Grundschnitten viele Kombimöglichkeiten zaubern lassen. Und dabei bringt es für mich alles mit, was ein gutes Nähbuch ausmacht.
Es ist übersichtlich, hat eine klare Struktur, die den Leser sicher bis zum fertigen Model führt Vorausgesetzt natürlich, dass der Leser auch wirklich vorn im Buch anfängt...
Manch einer lässt sich ja gern hinreißen, überblättert die ersten Kapitel und startet gleich bei den Projekten. Doch in diesem Buch lohnen die Einführungsthemen, denn sie geben z.B. Tipps für die richtige Materialwahl und ein tolles Kapitel zum Thema Stoffkauf inkl. Ermunterung "Slow Fashion" auch beim Selber nähen eine Chance zu geben.

Einblick in das Buch Oberteile nähen

Die Projektseiten sind auch schön übersichtlich. Es gibt technische Zeichnungen, um einen Eindruck der Nahtführung und einen Überblick über die Varianten zu bekommen. Jedes Model hat eine reich bebilderte Schritt für Schritt- Anleitung. Leider sind die Fotos sehr klein geraten und auch manche Stoffwahl macht das Erkennen von Details nicht wirklich einfach. Ich musste zur Lupe greifen, um einigermaßen was zu erkennen. Für Anfänger, die bestimmte Techniken das erste Mal nähen sollen, ist das nicht so schön und es stellt sich die Frage, ob da ein gedrucktes Buch wirklich das Optimum ist. In einem EBook wäre die Bildgröße kein Problem- da vergrößert man sich einfach mit einem Fingerwisch, was man näher betrachten möchte.

Unter der Lupe


Da ich das Buch wortwörtlich "unter die Lupe" genommen habe, hat mein Pingel-Auge dann auch so einiges entdeckt, das den meisten Lesern wahrscheinlich egal ist. Ich finde es aber einfach schade, wenn sichtbare Ziernähte nicht sauber sind und ich mag es nicht, wenn Webstoffe nur mit der Overlock zusammengerattert werden und man dann bei dunklem Stoff die schlechte Fadenspannung des hellen Garnes sehen kann. Da kommt einfach die Schneiderin in mir durch...

Aber ich mag die Zusammenstellung der Modelle, die wirklich gute Projektübersicht inkl. technischer Zeichnungen und auch die Schnittbögen sind- obwohl die Schnittlinien verlagstypisch sehr fein gedruckt sind- recht übersichtlich, weil sie nicht so überladen sind. Die Einführungskapitel mit den verschiedenen Themen sind lesenswert und damit ist das Buch eine tolle Geschenkidee für Nähbegeisterte, die die Jerseyphase hinter sich bringen wollen.





Mittwoch, 5. Juni 2019

Freundliches Grau - auf der Suche nach dem ultimativen Wohlfühl-Shirt

Es ist wohl mittlerweile bekannt, dass ich Unbunt sehr schätze. So ist es nicht verwunderlich, dass beim Stoffkauf für neue T-Shirts drei Jerseys in Grau in meine Einkaufstasche wanderten.
Verschiedene Qualitäten und eines sogar mit einem kleinen TicTacToe Muster.

Und pünktlich zum MeMadeMittwoch Juni 2019 habe ich nun meine drei neuen Shirts fertig und kann sie Euch vorstellen. Dazu sei aber angemerkt, dass ich leider nur mit einem Shirt restlos zufrieden bin- nämlich mit diesem hier:


Shirt in grau mit grafischen Muster

Ich liebe den locker sitzenden Schnitt, die schöne Ausschnittform und die Armellänge. Und ich mag die Qualität des Jerseys. Er hat genau den Anteil Elastan, der den Stoff noch griffig sein lässt. Er ließ sich schön vernähen und gut bügeln.

Aufgepasst bei der Materialwahl!

 

Den andere hellgrauen Stoff hatte ich übrigens als erstes zu einem Shirt vernäht und war ziemlich unzufrieden. Erst einmal war der Schnitt nicht wie erhofft und die Auschnittform so seltsam, dass sie nachgearbeitet werden musste. Und zum Zweiten hat der Jersey eine große Sprungkraft durch viel Elastan, somit ist der Fall nicht ideal für das Shirt. Am Ende versuchte ich noch mit einem Dackel-Plott die Liebe für das Shirt zu entfachen- aber das Fazit ist: Es ist ein nettes Schlafshirt!
Der etwas dunklere Viskose-Jersey wurde ein Wasserfall-Shirt. Von diesem Schnitt habe ich schon eine Variante in schwarz, die ich sehr gerne trage (siehe HIER). Aber auch bei diesem Shirt zeigte sich, dass Jerseystoffe einfach keine zuverlässige Konstante sind. Der Stoff ist etwas kräftiger in der Qualität- was das Verarbeiten zwar netter macht, als bei ganz dünnem Viskosejersey. Natürlich fließt das Ganze nicht ganz so schön und trägt ziemlich bauschig auf. Trotzdem ein nettes Shirt, dass nun in meine Garderobe integriert wird- aber ich merke da halt auch wieder, dass Jersey und Co mich immer wieder zur Verzweiflung bringen, weil ich falsch einschätze, wie sich das Material dann mit dem gewählten Schnitt verhält.

Dackel und Shirts

So richtig glücklich bin ich  also nur mit dem einen Oberteil. Als nächstes möchte ich unbedingt noch eine Version in Schwarz und eine in (blickdichtem) Weiß. Und ich brauche noch kombifreundliche Ringelshirts. Bevor ich mich aber zum nächsten Stoffkauf aufmache, werde ich meinen Kleiderschrank ausmisten. Vieles trage ich leider nicht, obwohl ich es mag. Es wird Zeit, dass diese Dinge weichen und ich meine Garderobe auf meine täglichen Bedürfnisse anpasse. Was nutzen tolle Blusen im Schrank, wenn ich feststelle, dass ich doch viel lieber Jersey trage. (Das ich allerdings Webware viel lieber nähe, als Jersey, ist ja eine andere Sache...)

Details von hellgrauem Shirt mit grafischen Motiv

Stoffe: selbst gekauft bei Jippel Flensburg

Wasserfallshirt: Burda 01/2013 (Mod.123) Gr.38, Saum geändert

Dackel-Schlaf-Shirt: Sew me, Shirt Relaxed, Schnitt hier zum freien Download, Gr.40

Lieblingsshirt: Model aus einer leider vergriffenen Ausgabe "Lust auf Handarbeiten"  05/2016
Ich habe den Schnitt in Gr. 38 bei einem Nähwochenende aus einem Heft kopiert.
Sollte jemand das Heft haben und es nicht benötigen- ich würde es so sehr gerne abkaufen! Ich habe schon ziemlich überall im Netz danach gesucht und hatte leider kein Glück.
Ich würde mir echt nen Keks freuen! 
Meine Blogleser sind die Besten :) Ich darf mich auf das ersehnte Heft freuen.