Mittwoch, 27. März 2019

Fulton Sweater Blazer

Lange Zeit hatte ich immer mal wieder hübsche fertige Blazer gesehen, die eine ganz besondere Form des Kragens hatten. Er wirkte wie ein hochgeschlagenes Revers- ohne wirklich ein Umlegekragen zu sein. Ich habe gegrübelt, wie das wohl schnittechnisch am besten umsetzbar sei- aber in Ermangelung von wirklichem Konstruktionskönnen, machte ich mich irgendwann auf die Suche nach einem fertigen Schnittmuster. Leider war dieser Modetrend noch nicht bei den Schnittlabels zu finden und die Tatsache, dass ich nicht wirklich wusste, wie man denn so eine Kragenform nennt, machte die Suche nicht gerade leichter.

Doch kommt Zeit, kommt Schnitt. 


Plötzlich tauchten nämlich auf Instagram und diversen Nähblogs Bilder auf, die genau das zeigten, was ich vergebens gesucht hatte. Großartig! Es gab also tatsächlich ein Schnittmuster– nämlich den Fulton Sweater Blazer von Alina Sewing

Ich kaufte mir den PDF-Schnitt und ließ ihn mir auch gleich über einen Plottservice fertig ausdrucken. Bis zum Zuschnitt verging dann leider eine ganze Weile- und auch das Nähen schleppte sich arg. Das lag jedoch nicht am Schnitt und an der Anleitung- die sind sehr exakt und ausführlich- ich hatte einfach eine nähunlustige Phase...

Doch nun ist mein Fulton Mantel fertig und ich möchte ihn Euch gerne vorstellen:

Fulton Sweater Blazer in schwarz

Ich mag ihn sehr! Er sitzt wunderbar schmal- ich habe nach Maßtabelle die Größe 10 gewählt und bin zufrieden mit meiner Wahl. Aber es gibt auch ein klein wenig Verbesserungsbedarf:
Im Vorfeld hatte ich auf Fotos gesehen, dass die vorgesehene Saumverarbeitung vorne am Beleg etwas seltsam gelöst war.  Zwar besser gemacht, als die gruselige Stelle beim Mantel Ava von Hedi-aber mir gefiel es so nicht. Ich mag die Regel: Erst der Saum- dann die Kante. So habe ich den Beleg verlängert und es dort wie gewohnt genäht.
Eine weitere Stelle, die mir schneidertechnisch nicht gefällt, ist der Kragenansatz. Dazu gibt es ein ganz ausführliches Video und auch die Anleitung ist sehr detailliert- aber der Kragen wird eben zwischengefasst und das ist bei dicken Stoffen wirklich blöd. Das zeigte sich auch bei meinem Stoff und obwohl ich sorgsam Zugaben weggeschnitten und abgestuft habe, ist es ziemlich knubbelig geworden. Diese Stelle werde ich bei meinem nächsten Fulton Blazer auf jeden Fall anders lösen. Wäre vielleicht auch ein gutes Thema für ein kleines Tutorial hier auf dem Blog, oder?!

Fulton Sweater Blazer Detail

Mein Blazermantel hätte auch beinahe Taschen bekommen. Ich hatte sie sogar schon fertig - ganz ordentlich und schön mit Futter verstürzt. Aber beim Anstecken zeigte sich leider, dass sie mir nicht gefielen. Frau Smart schrieb auf Instagram so passend: Je länger die Jacke, desto Bademantel...
Also keine Taschen.

Mein neuer Kleiderschrank-Bewohner wird übrigens am Wochenende gleich ausgeführt. Es geht auf die h+h cologne, wo ich mich über die neusten Trends und Produkte der Handarbeitsszene informieren darf. Und wo ich natürlich jede Menge kreativer Leute treffen werde- das wird ein Bloggerfest ;)





Nachtrag:
Auch wenn ich hier an der Art der Verarbeitung an zwei Stellen herummäkel:
Der Schnitt ist wirklich super - und auch mit der original Anleitung kommt man zu einem tollen Ergebnis. Das kann man unter dem #fultonsweaterblazer bei Instagram sehr schön sehen.
Beim Kragen ist das Zwischenfassen vor allem eine einfache Variante, gerade wenn man noch nie einen Reverskragen gemacht hat. Aber wirklich schön wird das nur bei dünnen Stoffen und ist ursprünglich auch eher für Blusen gedacht.
Ich hätte an der Stelle also lieber ausgebügelte Ansatznähte, weil das dann flach wird und nicht aufträgt. Beim nächsten FultonBlazerSweater werde ich versuchen Fotos der Arbeitsschritte zu machen... ;)

Beitrag verlinkt bei SewLaLa

Montag, 11. März 2019

Der Weg vom Weihnachtskleid zum Frühlingsshirt

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Das verwendete Schnittmuster wurde mir von Schnittquelle kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich durfte es mir selber aussuchen und war frei darin ob und wie ich darüber blogge.

Als Stefanie von Schnittquelle Ende letzten Jahres das Jerseykleid Mayn vorstellte, hatte ich spontan Lust, mir doch noch ein Weihnachtskleid 2018 zu nähen. Die tolle Wickeloptik im Oberteil und das tief angesetzte Rockteil gefielen mir sehr und das Projekt schien eine schnelle Nummer zu sein.
Fix einen schwarzen Strickstoff bestellt, mit dezentem Silberglitzer und gradliniger Rippe - und vor meinem geistigen Auge stand ich schon weihnachtlich schick neben dem Tannenbaum...

Doch Stoffe online zu bestellen, kann Träume ganz schnell zum Platzen bringen


Denn leider zeigte sich, dass der gelieferte Rippenstick zwar ganz hübsch war- aber leider etwas strack und auch furchtbar transparent. Echt blöd- ich war sehr enttäuscht und die Lust auf das Kleid schrumpfte auf ein Minimum. So hatte ich mir das eben nicht vorgestellt...

Trotzdem hab ich das Kleid Mayn zugeschnitten- mit der Idee im Hinterkopf, ein schwarzes Top und einen Unterrock unter das Kleid zu ziehen. Das Nähen ging flott von der Hand- aber irgendwie wurde ich mit dem Ergebnis nicht warm. Der Stoff schmiegte sich nicht so schön und die Wickelfalten trugen vorm Bauch komisch auf- und trotz Unterrock war ich nicht glücklich mit dem durchscheinenden Rockteil. Es war einfach nicht mein erträumtes Kleid.

Aus Weihnachtskleid wird Weihnachtsshirt?

 

Also- Rockteil wieder ab und wild rumprobiert. Am Ende sah das Ergebnis dann so aus:


Ich habe das Oberteil etwas eingekürzt und statt Rock eine breite, aber eng sitzende Blende angenäht. Das gefiel mir ganz gut- aber der komisch steife Stoff ließ das Wickelteil immer wieder seltsam hochbauschen und ich war nur am zupfen und zuppeln. Ich habe das Oberteil dann auch nicht zum Fest getragen- vielleicht auch, weil ich immer noch ein wenig schmollte.

War eben nicht das erträumte Kleid... 

 

Da aber der hübsche Schnitt nichts für den doofen Stoff konnte, schnappte ich mir im Januar einen Viskosejersey aus dem Vorrat. Sehr dünn- daher für eine Kleiderversion nicht tauglich- aber der Schnitt Mayn bringt auch eine Shirtvariante mit. Wieder war das Nähen kein Problem und diesmal war ich mit dem Ergebnis gleich zufrieden- auch wenn der dünne Viskosejersey ziemlich leiert und der eigentlich schön hochgeschlossene Wickelteil ohne Top zu tiefe Einblicke zulässt. Außerdem war mir das Oberteil dann doch zu fröstelkalt für Januar.  So hing das Shirt auf der Schneiderpuppe im Nähzimmer und hat gewartet...


Nun aber naht der Frühling mit großen Schritten und es wird Zeit, mich endlich mal für eine Ärmellänge zu entscheiden. Denn noch immer sind die Ärmel ungesäumt und überlang...

Ich denke, es wird tatsächlich eine 3/4 Länge werden, denn als ich die Bilder hier für den Beitrag gemacht habe, habe ich festgestellt, dass ich die Ärmel gerne hochschiebe. Und da hat man dann schnell zuviel Stoff, der sich komisch an den Ellenbogen rafft.
Also, ab damit...

Das ist ja das Schöne am "Selber Schneidern" - man kann machen, wie man möchte.


Man näht zwar auch mal nen Flop- aber das ist nicht das Ende der Welt. Das verbucht man dann unter: Blöd gelaufen- aber Erfahrung gesammelt und draus gelernt.

Ich habe aus dem Glitzerstrickflop auf jeden Fall gelernt, dass Produktfoto und Beschreibung eben nicht immer darstellen können, wie ein Stoff in natura ist. Nichts geht über anfassen- ich werde also keine Stoffe mehr spontan und ohne Fühlmuster bestellen.
Am liebsten kaufe ich eh direkt vom Ballen in einem Ladengeschäft. Dann kann man probieren, anfassen und streicheln und am Ende die richtige Wahl für sich treffen.

Und- wie haltet ihr es mit Stoffkauf? 
Mögt ihr auch am liebsten erstmal fühlen, bevor ihr Euch entscheidet? Oder hat es bei Euch auch nur via Foto und Produktbeschreibung immer gut hingehauen?

Ich bin gespannt auf Eure Stoffkauf-Erfahrungen.




 

Schnittmuster- Model Mayn von Schnittquelle 
Hier als Fertigschnitt in Einzelgrößen 
Hier als E-Book mit zwei Größen im Set
  

Dieser Beitrag ist verlinkt bei Sew La La- der wöchentlichen Linkparty für alle Selberschneider. Schaut doch mal vorbei und stöbert in den Inspirationen.