Montag, 19. August 2019

Über den Tellerrand- Formland Herbst 2019

Werbung

Es war mal wieder Zeit, mein Nähzimmer zu verlassen und ein wenig über den Tellerrand zu schauen. Als Flensburgerin kann ich den nordischen Stil unserer skandinavischen Nachbarn beinahe täglich genießen- der Weg zum Bummeln ins Nachbarland ist nur ein Katzensprung und auch Flensburg selbst, bietet diverse dänische Geschäfte für Interior und Lebensart. Trotzdem ist es für mich jedesmal ein Fest, wenn ich zur Formland-Messe nach Herning fahren darf. Die dänische Messe öffnet seit 35 Jahren ihre Tore für Fachbesucher aus den Bereichen Design, Interior und Delikatessen und ich selbst war diesmal zum 11. Mal dabei.
Im Rahmen der von Amalie loves Denmark organisierten Bloggertour durfte ich für ein paar Stunden in den neusten Trends für die kommende Saison schwelgen. Aber natürlich fahre ich nicht mit, um diese Eindrücke für mich selbst zu behalten, sondern ich möchte sie mit Euch teilen, denn ich weiß, dass ganz viele von meinen Lesern den nordischen Stil genauso lieben wie ich.

Inspiration


Bei allen neuen Trends, die auf so einer Messe immer gezeigt werden, bleibt für mich ein großes Thema stets im Fokus: Zeitlosigkeit von Design. Das versuche ich in meinem Kleiderschrank und meinen Nähwerken umzusetzten - und das ist der Punkt, zu dem es mich bei jedem Messebesuch magisch hinzieht. Ob nun Georg Jensen, Holmegaard, Stelton oder Eva Solo und viele andere – sie bieten Dinge, die in ihrer Form und Funktion mein Herz erobern.


Zeitloses dänisches Design

Ein ganz wichtiges Thema auf der Messe war – wie sollte es in der heutigen Zeit auch anders sein–die Nachhaltigkeit. Sehr viele Marken schreiben sich diesen Trend auf die Fahnen und setzen ihn auf die eine oder andere Art um. Mal ist es recyceltes Plastik- mal der komplette Verzicht auf selbiges. Mal wird der Energieverbrauch bei der Herstellung so gering wie möglich gehalten- mal zählt vor allem die faire Wertschöpfungskette in den Produktionsländern. Eine wirklich gute Sache, wobei ich persönlich finde, dass all das uns Verbraucher nicht davon freikauft, unser eigenes Konsumverhalten regelmäßig selbstkritsch zu reflektieren.

Weniger ist mehr


Womit wir dann wieder bei der Zeitlosigkeit wären: Genau wie in der Modewelt, sollte auch im Bereich Interior der Weg weg von kurzlebigen Trends und hin zu mehr Lieblingsstücken gehen, die dann unser Leben nicht nur eine Saison begleiten.

Holz im dänischen Design
Gesehen u.A. bei Engel&Lovgreen, HjemHavn, Kay Bojesen

Wertige Dinge aus schönen Materialien bereichern und können einem im Alltag das eine oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern.

Donnerstag, 15. August 2019

Besser spät als nie- endlich eine Hip-Bag


Gefühlt schmückt sich gerade die gesamte Nähbloggershpäre mit diversen Revival-Varianten eines Relikts der späten 80er:

Die Bauchtasche ist wieder da


Zum Glück mit zeitgemäßem Touch und durch verschiedenste Formen und Trageweisen nicht mehr unbedingt das figurtechnisch unvorteilhafte Beutelteil- sondern durchaus ein schicker und praktischer Händefreihalter. Dazu kommt, dass so ein kleines Modeaccesoire uns Selber-Schneidern jede Menge an Kreativpotenzial bietet. Bei geringem Stoffverbrauch kann die Restekiste geplündert werden und wer mag, zaubert sich mit Borten, Bändern, schicken Reißern und Metallkarabinern seine ganz individuelle Hip-Bag.
Etwas verspätet bin nun auch ich dem Trend erlegen- denn wenn ich diesen Samtag wieder mit auf Bloggertour zur dänischen Designmesse Formland bin, kommt "Hände frei" gerade recht.

Jede Menge Freebies


Eine kurze Google-Suche zeigte, dass man wirklich für fast jeden Geschmack ein nettes Taschen-Schnittmuster findet. Und sogar jede Menge Modelle gratis.
Ich entschied mich recht schnell für die "Fransi" von Delari, denn mir gefielen die kleinen Seitenblenden am Übergang zum Gurtband und die Tatsache, dass die Tasche sich wirklich schlank macht. Auf die namensgebenden Fransen konnte ich aber gut verzichten... ;)

Tragevarianten Fransi Hüfttasche

Den gratis Schnitt und die Anleitung findet Ihr HIER
Wer nachnähen möchte, sollte unbedingt das Video schauen- nur die Bilder auf der Seite fand ich erstmal verwirrend, das bewegte Bild schafft aber wunderbar Klarheit. Laut Intro ist die Fransi übrigens in einer Stunde genäht... Das setzt allerdings voraus, dass man pingelmäßig Mut zur Lücke hat. Im kurzweiligen Plauderton zeigt Nine, wie sie die Tasche näht- ganz nach ihrem Motto "Perfekt ist langweilig".

#slowsewing


Ich habe für meine Tasche einiges länger als eine Stunde gebraucht- habe aber auch Einlage benutzt und noch zusätzlich eine Innentasche für mein Handy eingearbeitet. Und ich habe mir beim Nähen einfach mehr Zeit genommen, denn ich mag es gern exakt und ordentlich.
Für den Oberstoff habe ich eine alte Jeans zerschnitten und für das Futter in die Restekiste gegriffen. Man braucht ja wirklich erfreulich wenig Stoff für so eine Tasche.

Material Upcycling Hip-Bag, Schnittteile

Als Einlage habe ich Decovil I Light auf den Jeans und H200 auf die dünne Baumwolle gebügelt. Die Innentasche ist in das Futter-Rückenteil gearbeitet- dabei habe ich mein Handy als Maß genommen.
Beim Nähen zeigte sich das leicht brettige Decovil leider als etwas hinderlich- zumindest konnte ich  dadurch an einigen Stellen den Stoff nicht so gut zur Seite legen, um die Arbeitsschritte zu erleichtern. Aber mit Geduld und etwas Fluchen, hat es am Ende gut geklappt.
Entgegen der Anleitung habe ich die Wendeöffnung übrigens unten am Futterbeutel gemacht. So kann man dann am Schluss die oberen Nahtzugaben unsichtbar von innen verbinden, um das Verrutschen des Futters zu verhindern.

Für das Ziersteppen am Reißverschluss habe ich zum ersten Mal sogenannte Top-Stitch-Nadeln* verwendet. Damit war das schöne Stichbild mit dem etwas stärkerem Steppgarn* kein Hexenwerk mehr.

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich Dir überlassen.


Blick auf die Innentasche mit Reißverschluss

Meine Tasche ist übrigens ohne Verschluss-Karabiner- ich hatte leider keinen passenden zur Hand. Aber Dank kurzem Kreativinput von Kreamino habe ich nur mit zwei Schiebern gearbeitet und kann jetzt meine Tasche einfach überstreifen und dann am Gurt auf die richtige Länge einstellen.

Ich bin sehr glücklich mit meiner schlichten, formschönen Tasche und freue mich sehr, sie am Samstag in Dänemark auszuführen und zu testen, wie sie sich in der Praxis verhält.

Habt Ihr Euch auch schon eine Hüfttasche genäht? Vielleicht verratet Ihr ja auch, nach welchem Schnittmuster und erzählt, was Euch wichtig an so einem Beutel ist.
Bei mir zum Beispiel, war das die handliche Größe und eine Form, die sich schön anschmiegt...







Mittwoch, 7. August 2019

Capsule Wardrobe- Wunsch und Wirklichkeit

Mein Kleiderschrank hängt voll.
Ich habe jede Menge Hosen, Oberteile, Shirts, Jacken und ich kann sagen, dass ich all die
Kleidungsstücke tatsächlich mag. Ich bin schon lange meinen Farben treu und mein unbuntes Herz hüpft, wenn der Blick in den Schrank fällt. Und da ich das meiste des Inhaltes selber genäht habe, hängt mein Schneiderherz natürlich nochmal doppelt dran.

Gefüllter Kleiderschrank

Und trotzdem bin ich nicht ganz glücklich mit meiner Garderobe.
Vieles im Schrank wird nie getragen. Jedes mal, wenn ich etwas zum Anziehen aus dem Schrank hole, schauen mich die verschmähten Teile vorwurfsvoll an. Es scheint, als ob es vom Kleiderbügel meckert: Und was ist mit mir?
Ich greife zu einem relativ geringen Teil- immer wieder. Die sichere Bank, die Wohlfühlsachen, die ohne nachdenken zu müssen, kombiniert werden. Blöd nur, wenn der Kombipartner in der Wäsche ist. Oder wenn das Wetter nicht ideal ist, um eine weite Marlenehose zu tragen, weil es eben regnet und die Hosenbeine elend nass werden würden. Oder man die schmale Hose zyklusbedingt einfach nicht erträgt... Da endet es dann gern auch mal mit der schlabbrigen Jeans und nem leicht räudigen Shirt- nicht schön, aber praktisch.
Es müssen endlich Sachen weg, die zum Ballast werden. Zu viele Kleidungsstücke, die nicht getragen werden, nehmen mir den Elan, wirkliche Lieblingsteile zu nähen. Ich muss ehrlich zu mir sein:

Was trage ich richtig gerne und häufig und warum?


Ich möchte meinen Kleiderschrank gründlich ausmisten (und dabei natürlich meine Kleiderschrankdiät zur Hilfe nehmen) Ich werde meine ideale Garderobe überdenken und diesmal intensiver einfließen lassen, was ich wirklich brauche. Was nutzt mir das zehnte schicke Outfit für den Kinoabend, wenn der Alltag viel öfter was Hübsches und Praktisches für die Hunderunde braucht?

Mir schwirrt im Kopf herum, vielleicht bei Null zu starten. Also eine wirklich komplette Capsule Wardrobe durchzuplanen, ganz ohne zu versuchen, die vorhandenen Teile einzubauen.
Ist das vielleicht ein zu ehrgeiziger Plan? Oder würde gerade das die Sache tatsächlich erleichtern?
Als Aufhänger und Planungshilfe werde ich mir mein Fashion-Sudoku nochmal genauer ansehen- und die unzähligen BasicGarderobe Grafiken, die ich mit der Zeit auf Pinterest gepinnt habe.

Leinen Outfit selbstgenäht

Für den MeMadeMittwoch bin ich heute übrigens in eine sommerliche Gernetrag-Kombi geschlüpft.
Beide Teile schon vor einer ganzen Weile genäht, Top fertig gekauft und gerade bei sommerlicheren Temperaturen optimal. Die Fotos zeigen das typische Edelknitter und auch die Tatsache, dass Leinenhosen an den Knien und auch generell, gern beulig werden...

Wunsch und Wirklichkeit.

 

Mal sehen, wo mich die Idee hinführt und was dann am Ende dabei rumkommt. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich versuche meine Klamotten zu beschränken auf das, was ich wirklich gerne trage und was ich wirklich brauche.

Wie ist es denn bei Euch? Hadert ihr auch manchmal mit Euren Nähwerken? Nicht, weil ihr sie nicht mögt, sondern einfach, weil sie am Bedarf und echten Leben vorbei genäht sind?!