Sonntag, 17. Juni 2018

McCall's 7387 – von der Leinentunika zur Kurzbluse

Ein Nähprojekt, dass mal wieder zeigte, dass man beim Nähen flexibel und stets geduldig bleiben sollte. Denn manchmal kommt es eben anders als geplant und ein Teil muss erst einen Reifeprozess durchlaufen, bevor es zum neuen Lieblingsstück im Kleiderschrank wird.

#slowsewing 


Schon vor längerem hatte ich mir das Schnittmuster McCall's 7387* gekauft – ein vielseitiges Modell, bei dem die Varianten vom ärmellosen Blüschen bis hin zum langen Hemdblusenkleid reichen.
Ein gut abgelagerter Leinenstoff sollte zu einer sommerlichen Tunika (Mod.C) verarbeitet werden.
Doch leider hatte ich die Stoffmenge völlig falsch in Erinnerung- mir fehlte ein satter halber Meter für die gewünschte Modellvariante und auch für die nächst kürzere Version fehlte ein Stück für die Ärmel. So etwas Blödes... Doch nach etwas Abstand zum Projekt, ging es mit frischem Elan an ein wildes Schnittmuster-Tangram und ich konnte tatsächlich eine Bluse mit Ärmeln (Mod.B) zuschneiden.

Schnittmuster McCalls 7387

Das Modell ist nicht besonders aufwändig- einzig das Detail der verdeckten Knopfleiste fordert etwas mehr Zeit. An der Stelle hat mich übrigens die Anleitung fast in den Wahnsinn getrieben. Ich weiß, dass viele von Euch Anleitungen eh für überflüssig halten, aber ich schaue gerne rein. Eine gut gemachte Anleitung kann nämlich auch mal neue Verarbeitungsalternativen aufzeigen, denn nicht immer ist die Nähtechnik, die man schon ewig macht, der Weisheit letzter Schluss...

Ich breche also hier mal eine Lanze für gut gemachte Anleitungen! 

 

Doch leider ist bei diesem McCalls-Modell die Technik der verdeckten Knopfleiste so unfassbar umständlich und die Skizzen in der Anleitung so furchtbar winzig, dass ich erstmal wirklich ratlos war. Und kurze Recherche im Netz zeigte, dass ich nicht als einzige dieses Problem hatte- z.B. Allison hier erging es nicht besser. Am Ende hat es zwar geklappt, aber SO werde ich nie wieder eine Leiste arbeiten!
Nach dem Kampf mit der Knopfleiste, ruhte das Projekt dann wieder eine ganze Weile.
Ich war unschlüssig, was die Ärmellänge und die Brusttaschen anging und auch die gerade Schlitze an den Seiten überzeugten mich nicht. Das alles nahm mir erst mal den Elan, weiter zu nähen.
Eine spontane Eingebung sollte dann zur Vollendung meiner neuen Bluse führen.
Ich fand die Idee von gerundeten Säumen ganz toll.

Doch der beherzte Griff zur Schere, war dann eher ein Griff in Klo...

 

Die Bluse war völlig aus der Form geraten, die Rundungen, die ich geschnitten hatte, waren einfach nicht schön im Verhältnis zur Blusenlänge.
Nach kurzer Pause habe ich dann trotzdem weiter genäht – habe den Kragen und die Ärmel fertig gemacht und ganz am Ende probeweise Länge weggesteckt. Und da zeigte sich dann, dass es mir am besten gefiel, wenn ich den Saum begradige. Dass ich für den gerundeten Saum an den Seitennähten schon sehr hoch geschnitten hatte, sorgte nun dafür, dass die Bluse am Ende kastig kurz geworden ist.

Leinenbluse mit tiefer Rückenfalte

 

Ende gut, alles gut!

 

Mit den kleinen Perlmuttknöpfen und dem schönen Edelknitter ist das Ganze nun ein stimmiges Blusenjäckchen geworden und ich bin sehr zufrieden.
Ich mag die tiefe Rückenfalte und die dezent überschnittenen Ärmel. Die nächste Version werde ich wohl eine Nummer kleiner nähen - dies hier ist Gr. M und sie sitzt sehr leger. Bei meinem Schnittmuster waren die Größen XS, S und M* enthalten und es gibt dann noch die Größenstaffelung L-XXL*
Die Schnittbögen sind, wie für amerikanische Hersteller üblich, auf hauchfeinem, ein wenig empfindlichem Seidenpapier gedruckt. Die Nahtzugaben sind im Schnitt enthalten und die Schnittbögen sehr gut beschriftet. Es finden sich reichlich Passzeichen und auch Angaben zur Weite des fertigen Modells. Das ist sehr praktisch, wenn man vorm Zuschnitt die Maße abgleichen möchte.


Details Leinenbluse mit Perlmuttknöpfen

Ich bin wirklich sehr froh, das Projekt zu Ende gebracht zu haben. Es wäre doch wirklich schade gewesen, wenn das gute Stück ein UFO geworden wäre oder gar ein TFT!
Und, wie ist es bei Euch so? Seid Ihr auch ganz besonders stolz auf Euch, wenn Ihr ein Projekt trotz kleiner Hürden zu einem HappyEnd bringt?!






UFO = UnFertigesObjekt
TFT = TeilFürTonne

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Das Schnittmuster gibt es natürlich auch in diversen Schnittmustershops- dann auch mit übersetzter Anleitung auf Deutsch. Einfach mal googeln ;)


Nachtrag am 21.Juni: Heute verlinke ich meinen Beitrag bei SewLaLa, der neuen kreativen Linkparty am Donnerstag. Schaut doch mal vorbei :)

5 Kommentare:

  1. ich find; die Bluse ist sehr stimmig geworden und steht dir sehr gut. ich könnte sie mir auch sehr gut für Abends über einem langen, schmalen Sommerkleid als Jäckchen vorstellen. mit den Anleitungen von McCalls und Co. habe ich auch öfter Probleme, wobei ich glaube, dass es an der Übersetzung liegt

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  2. Nach den vielen Hürden ist die Bluse toll geworden. Bewundere ja immer Deine Geduld und sowieso dein unglaubliches Können. Bin unendlich dankbar von dir so viel gelernt zu haben trotzdem wäre es glaube bei mir ein TFT geworden.

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  3. Man sieht der Bluse überhaupt nicht an, dass Du derart viele Hürden genommen hast... Zum Glück hast Du durchgehalten, denn ich finde die Bluse super! Material und Schnitt passen perfekt! Ich stelle mir vor, dass die Leinenbluse tags bei warmem Wetter, aber auch abends, wenn es abkühlt sehr angenehm zu tragen ist...
    Viel Tragspass und eine gute Zeit! liebe Grüsse, ReNAHTe

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  4. Super das du durchgehalten hast.Dies Bluse ist wirklich klasse geworden.Für meinen Mann und mich ist erstmal nachhaltiger Urlaub Österreich angesagt aber danach werden ich mich auch wieder der Schneiderei widmen.Hoffe ich bekomme es ähnlich gut hin wie du.Großen Respekt.LG Beate

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  5. Deine Geduld und Humor haben sich gelohnt, liebe Ute.
    Mir gefällt die Bluse und das Material sehr. Deine Kürzel finde ich auch sehr witzig und deine Ehrlichkeit gut. Du sprichst aus einem ehrlichen Schneiderherz heraus. Liebe Grüße, Steffi

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