Montag, 22. August 2016

Mode schneidern- Das Buch

Kennt Ihr das?
Ein Verlag kündigt ein neues Buch an und ihr freut Euch unwahrscheinlich auf das Erscheinen. Voller Neugier und geschürter Hoffnung auf etwas ganz Tolles...?

So ging es mir, als ich das Buch des Topp-Verlages  "Mode Schneidern. Das Buch; Alle Techniken und Schnitte, die man wirklich braucht"* entdeckte. So ein vielversprechender Titel und als Tüpfelchen auf dem i, führt Inge Szoltysik-Sparrer die Autorenliste an. Edit: Mittlerweile führt sie die Liste bei der Buschbeschreibung nun nicht mehr an...
Ein Buch von Pingel-Inge?! Großartig dachte ich, schätze ich sie doch sehr als Fachfrau, die gern eine Lanze für die Kunst des Schneiderhandwerks bricht.

Mode schneidern - Das Buch Buchtipp Rezension Inge Szoltysik-Sparrer

Allerdings steht sie nicht alleine auf der Autorenliste- auch die Autoren Jutta Kühnle, Brigitte Binder, Tuula Hepol und Karin Roser sind aufgeführt. Also fix mal Google bemüht und herausgefunden: 
Tuula Hepol ist Ottobre*! Die Vorfreude auf das Buch stieg. Die Zeitschrift macht wirklich schöne Schnitte mit Wandlungspotenzial und die Modelle auf dem Titel sind ja schon mal ganz nach meinem Geschmack.
Die drei anderen Damen stellten sich dann bei kurzer Recherche als Autorenteam des Buches "Nähen- Das Standardwerk"*  heraus... Und ab da ahnte ich dann schon, dass das neue Buch zumindest anteilig aufgewärmtes Material enthalten wird.
Und so ist es dann auch. 
Das Buch ist ein Wälzer mit gut 300 Seiten. Für die ersten 200 Seiten hat man einfach Teile aus dem alten Nähbuch übernommen. Dann folgen 17 Ottobre Modelle je in den Größen 34-52. Eine wirklich schöne Auswahl, mit der man sich eine nette Garderobe schneidern könnte.

Mode schneidern Das Buch Ottobre Modelle

Ich sage extra, man könnte, denn leider sind die zwei beigefügten (und nur mit Klebepunkten befestigten) Schnittbögen unmöglich. Die Linien sind so hauchzart gedruckt und sie liegen durch die vielen Größen teils so dicht beieinander, dass man sie nur sehr mühselig abkopieren kann. Das bremst die Lust, gleich mit einem Projekt aus dem Buch zu starten, doch ganz erheblich. Dazu kommt, dass auch die Ottobre Modelle "aufgewärmtes" Material sind. Es sind keine exklusiv für das Buch gemachten Schnittmuster. Sie finden sich alle mit ein paar Klicks auf der Ottobre Homepage in den Heftarchiven. Immerhin hat man sich wohl die Mühe gemacht, die Modelle noch mal neu für das Buch zu nähen- in den Heften waren sie aus anderen Stoffen.

EDIT 2018: Mittlerweile hat der Verlag in den nächsten Auflagen wohl die Schnittbögen optimiert! Zumindest hatte ich auf der H&H Cologne eine Version in der Hand, die klar gedruckte Schnittbögen beinhaltete.
Damit ist mein größter Kritikpunkt wohl ausgeräumt :)

Mode schneidern Das Buch Schnittbögen

Und die Profitipps von Inge?
Die sind gut- aber es sind wirklich nur 17 kleine Textkästchen und auch eher allgemeiner Natur. Sie finden sich jeweils bei den Schnitten- weisen aber oft nur einen kleinen Bezug zu den jeweiligen Modellen auf.
Ich bin wirklich enttäuscht von diesem Buch. Vor allem weil Cover, Titeltext und die Erwähnung von Inge Szoltysik-Sparrer bei mir echt Hoffung auf etwas Besonderes geweckt hatten. Es wäre fantastisch gewesen, wenn die Techniken jeweils modellbezogen erklärt worden wären und man sie direkt in einem schicken Kleidungsstück hätte umsetzen könnte. Das Ganze dann gekrönt von raffinierten Fachwissen und ich wäre so glücklich gewesen.
Doch für das Buch wurden einfach ein gekürztes Grundlagenbuch, 17 Modelle aus alten Ottobre-Heften mit den recht sparsamen Heftanleitungen, zwei blass gedruckte Schnittbögen und 17 kleine Tipps von einer Schneidermeisterin zusammengefügt.
Fazit: Lieber die knapp 30€ in ein komplettes Grundlagenbuch investieren, Ottobre-Hefte kaufen und hoffen, dass ein Verlag irgendwann wirklich mal eine "Nähbuchperle" auf den Markt bringt.




EDIT 2018: Mittlerweile hat der Verlag in den nächsten Auflagen wohl die Schnittbögen optimiert! Zumindest hatte ich auf der H&H Cologne eine Version in der Hand, die klar gedruckte Schnittbögen beinhaltete.
Damit ist mein größter Kritikpunkt wohl ausgeräumt :)


Einen tollen Tipp für ein gutes Grundlagenbuch hatte ich übrigens HIER verbloggt.
Meine Nähbibel- "Alles selbst genäht"* ... ;) 

Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise vom Topp-Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt. 

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12 Kommentare:

  1. Danke für die ausführliche und ehrliche Vorstellung des Buches.
    Lieber Gruß,
    Muriel

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  2. Puh, 30,-- Euro gespart. Danke für diese tolle Rezension.
    Herzlichst Ulla

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  3. Na das ist mal eine ehrliche Meinung zu einem Buch wovon man sich einiges verspricht, wenn man den Titel liest und auch noch den Namen Inge Szoltysik-Sparret. Auch der Preis ist nicht gerade klein gehalten.
    Danke
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  4. Hallo Ute,
    vielen Dank für die ausführliche Vorstellung des Buches.
    Da ich Frau Szoltysik-Sparret als Fachfrau sehr schätze, war ich nämlich auch gespannt auf das Buch. Nun sehe ich aber davon ab.
    Liebe Grüße von Heike

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  5. Als auf 25 Jahre Näherfahrung im Patchwork- und Quiltbereich
    Herabblickende und erst seit 1 Jahr auf Kleidungnähen Umgestiegene! kann ich diese negative Rezension absolut nicht unterstützen!
    Auch im Quiltbereich sind immer wieder neu erscheinende Bücher keine "Weisheitsbibeln". Trotzdem gibt es immer wieder Neubeginner ( so wie ich im Kleidungnähen!), die dankbar für ein gut strukturiertes Handwerksbuch sind!
    Und das ist o.g. Buch allemal!
    Ich mag lieber ein kompaktes "Lexikon" als x - verschiedene Zeitschriften, die ja heutzutage auch wie Pilze aus dem Boden schießen ohne wirklich neuen, spektakulären Inhalt!
    Jeder hat eben andere Ansprüche!
    Auch ich würde mir kein neues Quiltbuch mehr kaufen, weil ich mit meinen Erfahrungen selber eines füllen könnte!
    Trotzdem gestehe ich es aber anderen, noch unerfahrenen Lesern zu, es sich zu kaufen und daraus zu lernen!
    Da sollte man bitte neutral bleiben!
    Mir gefällt das sehr übersichtliche und auf sehr brauchbaren Basicschnitten beruhende Gesamtkonzept des Buches !
    Allerdings muß ich der Rezensentin Recht geben, was die Schnittpläne angeht!
    Die Linien sind wirklich boshaft zart gestaltet und absolut anstrengend für die Augen!
    und damit wirklich motivationshemmend !
    Wem die Ansprüche trotzdem nicht genügen- warum nicht selbst ein besseres Werk verfassen!?
    Liebe Grüße von Angela

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    1. Schade, daß du auf deine Näherfahrung herabblickst. Ist sie so übel?
      Ich blicke immer auf meine Erfahrungen zurück und zu der Buch-Rezension, diese ist fair und ok, eben eine Meinung. Man sollte sich aber immer das rezensierte Buch selbst anschauen, denn Meinungen und Geschmäcker sind unterschiedlich. Wer sich immer auf die Meinung anderer verlässt ist selbst schuld.

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  6. Also ich finde die Rezension auch sehr hilfreich und gelungen. Und dieses Herauskopieren aus Buch A und Mixen mit Buch C und ein bisschen etwas Neues dazu, ist sicher ein probates Mittel, aber schön, wenn man es vor dem Kauf weiß. Liebe Grüße Michaela

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  7. Ich gebe mein Buch wegen der mangelhaften Schnittmusterbögen auch zurück und habe mich auch dementsprechend gegenüber dem Verlag geäußert. Sehr ärgerlich.
    LG Antje

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  8. Die Nähbuchperle gibt es - sie heißt "Schnittkonstruktion für Damenmode" von Guido Hofenbitzer, ist eigentich ein Berufsschul-Lehrbuch für angehende SchneiderInnen und enthält Konstruktionsanleitungen für einfach alles. Die Buchrezensionen bei A... sprechen für sich!

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    1. Das ist aber definitiv kein "Näh"buch. Es steht in meinem Bücherschrank und ich finde es wirklich toll- aber es ist ein Buch über Schnittkonstruktion und enthält keinerlei Nähanleitungen. Somit wohl eine Schnittkonstruktionsbuch-Perle- aber wer Grundlagen und Tipps zur Verarbeitung sucht, findet sie darin nicht.

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  9. Danke für deine Rezension. Ich habe das Buch gekauft, weil es mir gefallen hat. Heute wollte ich erstmals daraus nähen und konnte (ich nähe schon länger auch aus Zeitschriften) mit dem Schnittmusterbogen überhaupt nicht klar kommen. Aber Aufgrund deiner Rezension habe ich mir das passende Schnittmuster aus einer alten Ottobre Zeitschrift gesucht (ich habe viele) und kann jetzt los legen mit nähen. Danke nochmal Theresia

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  10. Ich kann dir nur Recht geben. Ich wollte ein Kleid nähen aus dem Buch. Diese Schnittmusterbögen gehen gar nicht. Gestern wandte ich mich an den Verlag und ich bekomme die verbesserten Bögen zugesandt.

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